"Lass kein Ehrenamt dir geben"
Hans Knöpker mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik und dem Brauchtumspreis des Kreises ausgezeichnet
© Axel Roll - Westfälische Nachrichten Mit dem bekannten Volksdichter Wilhelm Busch liegt Hans Knöpker in einer Sache über Kreuz. Der 1908 verstorbene Schriftsteller hatte den Menschen geraten: "Willst du froh und glücklich leben, lass' kein Ehrenamt dir geben." Und was macht der Hans seit dem zarten Alter von 17? Er schlägt den gut gemeinten Tipp in den Hollicher Wind und sammelt "Pöstchen", wie die Münsterländer sagen, wie andere Leute die sprichwörtlichen Briefmarken. Aber, und das wurde dem rührigen 74-Jährigen am Freitag im Kötterhaus von allen Seiten bescheinigt, nicht um sich selbst in den Vordergrund zu spielen, sondern um "gemeinsame Ziele zu erreichen" , wie es Landrat Dr. Martin Sommer ausdrückte. Der musste an dem denkwürdigen Morgen gleich zweimal ran. Zum ersten überreichte er Knöpker die rot-golden blinkende Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik. Und dann kam noch der Brauchtumspreis des Kreises Steinfurt für das Jahr 2022 obendrauf. Die Laudatoren, die hintereinander am Rednerpult Stellung bezogen - davon gab es eine ganze Menge -, waren sich einig: Der Hans, der hat die Preise verdient. Unglaublich, wo das Burgsteinfurter Urgestein überall seine Finger im Spiel hatte. Und das meistens an maßgeblicher Stelle. Den Vorstandsposten bei der Burgsteinfurter Landjugend mal außen vor gelassen - unklar, ob Hans Knöpker damals Blut geleckt hat fürs Ehrenamt -, folgte danach Führungsposten auf Führungsposten. Bei den Hollicher Schützen, der Interessengemeinschaft der Burgsteinfurter Schützen, beim Förderverein der Hollicher Windmüller, beim Denkmalpflege-Werkhof, beim Heimatverein, im Stadtmuseum. "Sie sind ein echtes Gesellschaftstier", entfuhr es dem Landrat bei der Aufzählung. "Hans Knöpker ist immer da, wenn man ihn braucht. Man kann sich stets auf ihn verlassen", zitierte Sommer aus der Stellungnahme zur Ordensanregung.
© Axel Roll - Westfälische Nachrichten Dass die Liste des Landrats einige Lücken aufwies, machte Günther Hilgemann als langjähriger Weggefährte von Hans Knöpker deutlich. Der wusste nämlich zum Beispiel, dass der frischgebackene Ordensträger schon seit 1975 bei der Niederdeutschen Bühne mitmischt. Damals zu seiner Premiere im Schwank "Wenn de Hahn kreit" als Gustav, der verschmähte Liebhaber. Dann die Hollicher Schule, die Knöpker mit seinem Team zu einem Kulturzentrum der Bauerschaft gemacht hat. Das Martin-Luther-Haus, das er vor dem sicher geglaubten Abriss gerettet hat. Die Regionale, die die Knöpker-Truppe nach Steinfurt geholt hat. Günther Hilgemann wären wahrscheinlich noch weitere Stationen in der langen Ehrenamtskarriere eingefallen, wenn er von der Organisationsleitung nicht zeitlich eingebremst worden wäre. Aber auch Hilgemann betonte: "Nur im Team kann man Dinge gestalten."
Eine, die es genau wissen muss, warum sich jemand so für die Allgemeinheit engagiert, ist Marianne Overesch, die Schwester des Ausgezeichneten. "Die Wurzeln wurden in der Familie gelegt", ist die Hollicherin überzeugt. Die Eltern hätten ihren zehn Kindern die Heimatliebe mitgegeben.
Trotzdem. Dass es zu dieser doppelten Ehrung überhaupt gekommen ist, das ist Hans Knöpkers Ehefrau Heidi zu verdanken. "Wenn du die Orden nicht annimmst, wer hat sie dann verdient?", hatte sie ihren Hans gefragt. "Da war jede Gegenwehr zwecklos", gestand der 74-Jährige bei seiner Danksagung ein. Die Familie stand dabei natürlich an erster Stelle. Heidi, die ihm jetzt 48 Jahre den Rücken stärkt - auch wenn sie oft auf ihn verzichten muss. Die beiden Töcher und, nicht zu vergessen, mittlerweile drei Enkel. "Letztendlich habe ich den Orden aber für euch alle angenommen", betonte Hans Knöpker unter dem Applaus der rund 100 Festgäste.