Rede zur Konstituierenden Sitzung des Rates der Kreisstadt Steinfurt am 05. November 2020
Herzlich willkommen zur konstituierenden Sitzung des Rates der Kreisstadt Steinfurt für die Jahre 2020, -21, -22, -23, -24 und 2025.
Sie sehen, die Wählerinnen und Wähler haben uns beauftragt, diese lange Zeit gemeinsam zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt miteinander zu arbeiten. Die Bürgerinnen und Bürger haben im September entschieden. Ich nehme den Wählerauftrag auch weiterhin sehr ernst. Mein Dank gilt allen, die mir ihr Vertrauen geschenkt und mich gewählt haben! Dafür hier und jetzt noch einmal ein HERZLICHES DANKESCHÖN! Die Anderen hoffe ich, auf Dauer auch überzeugen zu können. Ich werde Sie nicht enttäuschen!! Einen ganz besonderen Dank möchte ich allen aussprechen, die meinen Wahlkampf begleitet und Seite an Seite mit mir für das Erringen dieses Amtes gekämpft haben:
- Die FDP Steinfurt,
- die Freien Wähler Steinfurt,
- die Bündnis90/DieGrünen und
- die Grün Alternative Liste.
Und nicht zuletzt viele Freundinnen und Freunde. Mein lieber Mann und Wahlkampfmanager Ulrich Hoyer: Ich danke Dir, mein lieber Schatz, für Deine tollen Ideen, Deinen immerwährenden Rückhalt und Deine Ausdauer und Geduld! Wir beiden haben immer gesagt: „Zusammen werden wir das schaffen!“ Und: Wir haben es wieder geschafft.
Mein Dank gilt auch der Presse, die mich fünf Jahre fair und engagiert begleitet hat. Ich gratuliere allen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern und ganz besonders allen Ratsmitgliedern zur Wahl! Gut, dass Sie sich engagieren! Aber denken Sie auch immer daran: „Sie sind nicht erwählt, sondern gewählt. Und das für fünf Jahre!“ Ich werde auch weiterhin das Gespräch mit allen im Rat vertretenen Parteien suchen, und Ich hoffe, dass diese Gespräche in den nächsten fünf Jahren nun endlich auch mit den größeren Fraktionen möglich werden. Zum Wohle der Menschen unserer Stadt. Auch Ratsmitglieder sind Abgeordnete. Sie wurden vom Bürger abgeordnet, um die Bürgerinteressen zu vertreten und nicht zum Wohle ihrer Parteien! Wir sind hier im Stadtrat. Das heißt, unsere Aufgabe besteht darin, zu beraten, was die besten Ideen für unsere Stadt sind. Egal wer sie vorbringt.
Seit 2015 habe ich in tausenden Begegnungen, Telefonaten und E-Mails den persönlichen Kontakt zu den Menschen gepflegt. Das gilt auch für die vielen guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unserem Haus, in unserer Verwaltung! Wir haben uns kennen und schätzen gelernt. Jeder ist anders, jeder hat das Recht, beachtet, ernst genommen und vor allem auch mal gelobt zu werden. Leistung, meine Damen und Herren, erreicht man niemals durch Herrschsucht, Demotivation oder Kleinmachen! Leistung erreicht man nur durch Motivation und einem menschlichen Umgang! Deshalb bleiben Teamarbeit und Menschlichkeit meine obersten Ziele! Mein Lebensmotto, das ich von meinen lieben Eltern gelernt habe, lautet: „Behandele alle Menschen so, wie du auch selbst gern behandelt werden möchtest.“ Gestatten Sie mir zur Veranschaulichung eine kleine Anekdote: Als ich 2015 - übrigens auch am 13. September - zur Bürgermeisterin gewählt worden war, fuhr ich am Tag darauf ins Rathaus, um mich möglichst schnell einzuarbeiten. Am Parkplatz begegnete mir ein junger Mann, der eine Schubkarre schob. Wir grüßten uns und ich fragte ihn, was hier seine Aufgabe sei. Er antwortete: „Ich helfe dem Hausmeister bei der Arbeit in den Grünanlagen!“ und weiter: „Ich bin ein 1,00-Euro-Jobber, aber es ist schön, dass ich hier arbeiten kann und eine Aufgabe habe!“ Jedes Mal, wenn wir uns danach sahen grüßten wir uns freundlich und tauschten den ein oder anderen Satz miteinander aus. Sechs Wochen später kam mein großer Abend: Meine Vereidigung zur Bürgermeisterin. Ich fuhr mit meinem Mann in die Tiefgarage und der junge Mann stand da, grüßte freundlich und sagte: „Ich habe für Sie und Ihre Gäste heute extra gründlich gefegt und alles fertig-gemacht! Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend“. Mein Mann und ich waren gerührt. Warum erzähle ich das? Weil es mich tief beeindruckt hat. Es hat mir noch einmal gezeigt, dass man mit jedem Menschen gut umgehen muss, dass man Menschen loben muss und dass jeder Mensch wichtig ist, egal wo er steht, was er tut oder woher er kommt. Und was passierte in diesem Jahr am Montag nach meiner Wiederwahl am 13. September? Ich fuhr wieder ins Rathaus, diesmal 12 Uhr mittags. Punkt 12. High Noon! Aber ich kam nur bis zum Kreisverkehr: Dort standen die KammeradInnen unserer Feuerwehr, die Rettungsassistenten mit dem RTW mit Blaulicht, unsere KollegInnen des Bauhofes und es ging immer immer weiter den Bürgersteig entlang… alle Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung vom Kreisverkehr bis zur Rathaustür im gebotenen Sicherheitsabstand standen Spalier. Sie hatten jeweils eine Blume dabei und überreichten sie mir mit den Worten: „Schön, dass Sie unsere Bürgermeisterin geblieben sind, herzlichen Glückwunsch ….“ und applaudierten… Michael Schell hielt sogar per Megaphon noch eine kleine Ansprache! Ich war überwältigt! Und sprachlos! Was bei mir selten vorkommt. Ich möchte in diesem Zusammenhang ausdrücklich meinem guten Team, meinen KollegInnen und KammeradInnen von Herzen für die vergangenen fünf Jahre der guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit danken! Wir sind ein tolles Team, das zusammenhält und hervorragende Arbeit leistet. Das sich mit Anstand und Respekt begegnet, auf Augenhöhe und mit (fast) immer guter Laune im Gepäck zur Arbeit fährt. Das meine Damen und Herren ist der Ausdruck des neunen Betriebsklimas, das hier in den letzten fünf Jahren eingezogen ist.
Die Menschen in Borghorst und Burgsteinfurt wünschen sich auch im Rat und in den Ausschüssen eine anständige Diskussionskultur. Natürlich sollten wir kontrovers diskutieren, natürlich müssen wir nicht immer einer Meinung sein, aber: am Ende des Tages sollte man doch immer noch in der Lage sein, ein Bier, einen Wein oder ein Glas Wasser miteinander trinken zu können! Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich einen anständigen Umgang mit der Politik. Schließlich ist der Rat Teil der Verwaltung und wie heißt es so schön in unserer Satzung: „Ein kollegialer Austausch zwischen Verwaltung und Rat ist wünschenswert!“ Dazu gehören auch die Posts auf Facebook, die leider immer noch dazu genutzt werden, die Verwaltung anzugreifen und in der Öffentlichkeit zu diffamieren! Das hat mit Kollegialität und Anstand nichts zu tun! Lassen wir das doch einfach mal sein! Versuchen wir wirklich mit den neuen Ratsmitgliedern einen neuen Anfang, einen demokratischen und fairen Austausch! An uns, der Verwaltung und an mir persönlich, soll es nicht scheitern! Versprochen. Ich komme gern in jede Fraktion. Regelmäßige Kommunikation ist das A und O!
Ausblick: In den nächsten Jahren geht es insbesondere um
- die weitere Digitalisierung der Schulen
- um die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur
- den Erhalt von Arbeitsplätzen
- die Belebung der Innenstädte
- das ISEK und
- die Fertigstellung des Gesundheitscampus auf dem Websaalgelände
Meine Damen und Herren, wir haben in den letzten fünf Jahren vieles gemeinsam gemeistert! Darauf können wir stolz sein! Wir haben unsere Stadt nach vorn gebracht, sie hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt:
- der Haushalt wurde saniert
- das Haushaltssicherungskonzept verlassen
- das Krankenhaus gerettet und jetzt Uni-Klinik
- das Freibad saniert und beide Bäder erhalten
- die Schulen da wo nötig erneuert
- die Digitalisierung begonnen
- der Gesundheitscampus vertraglich auf den Weg gebracht
- das Ehrenamt mehr Wert geschätzt
- die Schlaglöcher beseitigt
- mehr Bäume und mehr Grün in die Stadt gebracht
- die Ausschreibung für ein neues Feuerwehrgerätehaus in Burgsteinfurt auf den Weg gebracht
- die Klimaoffensive gestartet und die gelbe Tonne kommt
Allerdings wie war das noch? Der Satz von John Lennon: „Leben ist das, was passiert, während man dabei ist, seine Pläne zu machen!“ Es lief alles gerade so schön und dann kam die Pandemie: Covid-19 Entscheidungen mussten getroffen werden, manchmal auch sehr kurzfristig: Ich danke Ihnen und den ausgeschiedenen Ratsmitgliedern besonders für die Zusammenarbeit in dieser schweren Zeit. Behalten wir die Ruhe und halten wir zusammen: In Familien, Vereinen, der Politik, in Nachbarschaften und Kirchen. Und bleiben wir vernünftig: Die Welt geht nicht unter, auch wenn man mal ein oder zwei Jahre nicht so ausgelassen feiern kann. Wir alle sind Deutschland, Borghorst, Burgsteinfurt. Verhalten wir uns vernünftig und nehmen wir im wahrsten Sinne des Wortes Rücksicht auf unseren Nächsten! Das Motto lautet: Anstand durch Abstand! Dann werden wir hoffentlich bald wieder
- unsere großartigen Orchester und Bands hören
- zu Veranstaltungen gehen
- in der Bagno-Konzertgalerie Weltklasse-Musikern lauschen
- auf der italienischen Nacht singen
- Karneval und Schützenfeste feiern und
- uns über die eine oder andere Lautstärke ärgern können.
Erfolg, wie auch Misserfolg ist in allererster Linie das Ergebnis unseres eigenen Verhaltens! In unseren Städten entscheidet sich, ob wir die Spaltung der Gesellschaft verhindern können. In Städten wie unserer entscheidet sich, ob wir unser Gemeinwesen so erhalten können, dass es wirtschaftlich effizient, sozial verträglich und finanziell überlebensfähig bleibt. Dazu brauchen wir alle relevanten Akteure aus Politik, aus Wirtschaft, aus Kultur, aus Vereinen und Verbänden, den Kirchen, den muslimischen Gemeinden und den Schulen. Anschläge auf Andersdenkende oder Andersgläubige in Europa bedrohen uns. Halten wir zusammen und kämpfen wir für den freiesten Staat, den es jemals auf deutschem Gebiet gegeben hat. Und kämpfen wir für die beste und menschenfreundlichste Verfassung: unser großartiges Grundgesetz! Also erzählen wir doch unseren Kindern von einer möglichen glücklichen Welt ohne Mord, Neid, Missgunst, Krieg und Terror. Sagen wir ihnen nicht, wir haben immer Recht, deshalb sind Andersdenkende Feinde. Mein Schwiegervater Peter Hoyer, der als Liberaler wegen der Verbreitung politischer Witze in der DDR unter Androhung der Todesstrafe im Stasi-Knast Leipzig gefoltert wurde, wird noch heute mit dem Satz zitiert: „Dass Sie eine andere Meinung haben als ich, beweist nur, dass Sie eine andere Meinung haben. Mehr nicht!“
Junge Menschen sichern die Zukunft unserer Stadt. Mir liegen sie besonders am Herzen. Ich möchte, dass Sie sich hier wohl fühlen und möglichst bleiben. Lassen Sie uns neue und frische Ideen nicht bereits im Keim ersticken, nur weil sie nicht von uns kommen. Lassen Sie uns gemeinsam für eine offene, freie und faire Diskussionskultur eintreten. Unsere gemeinsame Aufgabe heißt Steinfurt. Ich setze weiter auf Dialog und Austausch mit allen Ratsmitgliedern. Entscheidungen müssen getroffen werden, auch wenn diese Entscheidungen das eine oder andere Mal wehtun! Es jedem Recht machen zu wollen, ist der sicherste Weg, um zu scheitern!
Lassen Sie mich zum Abschluss und vielleicht auch zur Versöhnung zitieren:
Aus den hunderten von Glückwünschen aus Politik und von Behörden, der Regierungspräsidentin und dem Bundestag und aus allen Teilen der Bevölkerung (von Hamburg bis München), haben mich nach meiner Wiederwahl, auch diese beiden Briefe von zwei bedeutenden Persönlichkeiten erreicht:
„Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin, zu Ihrer Wiederwahl, als Bürgermeisterin der Kreisstadt Steinfurt, gratuliere ich Ihnen sehr herzlich. Es ist ein schöner Erfolg, auf den Sie persönlich und auch Ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter stolz sein können. Gerne versichere ich Ihnen, dass sich die Landesregierung Nordrhein-Westfalen ihrer Verantwortung bewusst ist, ihren Beitrag für eine starke kommunale Familie zu leisten. Unser Ziel ist, unsere Kommunen weiter zu stärken und ihnen neue Handlungs- und Gestaltungsspielräume zu eröffnen. Auf diesem Weg sind wir schon ein gutes Stück vorangekommen. Klar ist aber auch, dass wir noch nicht am Ziel sind und es weiterer Anstrengungen bedarf! In diesem Sinne freue ich mich auf ein gutes und erfolgreiches Miteinander für unsere Heimat Nordrhein-Westfalen. Ihnen persönlich wünsche ich einen guten Start in die neue Amtszeit! Mit freundlichen Grüßen Ihr Armin Laschet“ NRW-Ministerpräsident
Der Oberbürgermeister der Stadt Münster, Markus Lewe schrieb mir u. a.: „Sehr geehrte Frau Bögel-Hoyer, liebe Kollegin, ganz herzlich gratuliere ich Ihnen zu Ihrer Wiederwahl zur Bürgermeisterin der Kreisstadt Steinfurt. 61,07 Prozent der abgegebenen Stimmen sind ein fantastisches Ergebnis. Gerade heute, in der schwersten Zeit seit Ende des 2. Weltkrieges (…) ist ein Wahlergebnis wie Ihres eine großartige Bestätigung Ihrer sehr guten Arbeit als Bürgermeisterin und eine außerordentlich hohe Wertschätzung Ihrer Persönlichkeit. Liebe Frau Bögel-Hoyer, ich freue mich auf die Fortsetzung unserer erfolgreichen Zusammenarbeit zum Wohle unserer Region und ihrer Bürgerinnen und Bürger und wünsche Ihnen für Ihre gleichermaßen anspruchsvolle wie schwierige, spannende wie verantwortungsvolle Aufgabe weiterhin alles erdenklich Gute. Mit besten Grüßen Ihr Markus Lewe“
So und nicht anders sieht ein kollegialer Umgang über Parteigrenzen hinweg aus. Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre mit Ihnen, auf spannende Diskussionen und einen kollegialen Austausch zum Wohle unserer schönen Doppelstadt Steinfurt!
Es gibt genug zu tun. Packen wir es heute an!
Herzlichen Dank!