Eine Lesung gegen das Vergessen: Unsere Grundrechte müssen gewahrt bleiben
Michael Schell, Erster Beigeordneter der Kreisstadt Steinfurt, eröffnete die Lesung der Buchautorin Marie-Louise Lichtenberg für Neunt- und Zehntklässler der Steinfurter Gymnasien© Kreisstadt Steinfurt Das deutsche Grundgesetz feiert Geburtstag. Seit 75 Jahren bildet die Verfassung unseres Landes die Grundpfeiler unserer Demokratie. Anlässlich dieses Jahrestages hat die Stadtverwaltung in einer besonderen Veranstaltung an die Grundrechte und deren Ursprung erinnert. Mit ihrem Buch "Zwischen Glück und Grauen - Begegnungen mit Überlebenden der nationalsozialistischen Diktatur" war Marie-Louise Lichtenberg mit zwei Lesungen am Donnerstag im Rathaus zu Gast. Etwa 250 Schülerinnen und Schüler der neunten und zehnten Klassen der beiden Steinfurter Gymnasien besuchten die Geschichtsstunden der besonderen Art, zu welchen Stadtjugendpflegerin Frau Namockel und Integrationsbeauftragte Frau Ewering eingeladen hatten.
Die Autorin und pensionierte Lehrerin Lichtenberg hat sich über Jahre auf Spurensuche begeben nach - auf Grund ihrer Rasse, Religion, politischen Einstellung, Herkunft oder Behinderung - Verfolgten des Naziregimes (1933-1945), die das Grauen dieser Zeit überlebt haben. 29 persönliche Schicksale hat Lichtenberg in eindrücklichen Porträts in ihrem Buch auch fotografisch dokumentiert.
Mit Auszügen aus verschiedenen Lebenswegen, aus Namen, Fotografien und Zitaten der Überlebenden während der Lesung wuchs die Betroffenheit der Zuhörer: Marie-Louise Lichtenberg gab den Opfern aus der Anonymität vieler eine jeweils eigene Identität. Das Unfassbare wurde greifbarer.
Zwischen Glück und Grauen beschreibt "das Glück der Menschen, überlebt zu haben" und die Folgen der grausamen Erlebnisse auf die Familien bis in die heutige Zeit.
Mit den Lesungen vor allem in Schulen möchte die Autorin an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und daran, dass unsere Grundrechte gewahrt bleiben müssen. "Ihr seid die Generation, für die diese Zeit sehr weit entfernt in der Vergangenheit liegt", appellierte Lichtenberg an die Jugendlichen. "Trotzdem solltet ihr achtsam sein und euch von politischen Hetzern nicht ins Bockshorn jagen lassen."
Mit einem von Schülern produzierten Kurzfilm über das ehemalige Vernichtungslager und heutige Mahnmal in Auschwitz-Birkenau (Polen) endete die Veranstaltung in zunächst bedrückender Stille vor einem langen Applaus.