Genügend Strom für sechs Steinfurts
© Axel Roll - Westfälische Nachrichten Für den Pressetermin am Mittwoch hätten sich die Stadt Steinfurt und Energieversorger Westenergie keinen besseren Tag aussuchen können. Draußen weht zumindest am Vormittag ein stetiger Wind, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel – sehr zur Freude der Betreiber erneuerbarer Energieformen wie Windkraftanlagen und Photovoltaik.
Das Ergebnis, welches auf dem neuen Energiemonitor für Steinfurt, um welchen sich der Pressetermin drehte, einfach abzulesen ist: Gegen 11 Uhr wurde in Steinfurt mehr als sechsmal so viel Strom produziert (15.000 Kilowattstunden), wie im selben Zeitraum verbraucht wurde (knapp 2400 Kilowattstunden).
Der Energiemonitor ist ein neues Tool, durch welches beinahe in Echtzeit dargestellt wird, wie viel Strom in Steinfurt produziert und verbraucht wird. „Energie merkt man sonst nur, wenn man den Energieschalter anmacht. So wird jetzt mal Transparenz hereingebracht“, erzählt Klimaschutzmanager Simon Möser. Steinfurt gehöre durch seine vielen Bürgerwindparks zum Vorreiter in puncto erneuerbare Stromproduktion. Aktuell gebe es beim Thema Erneuerbare viele Gerüchte und Halbwahrheiten. Die könnten nun mit Wissen und Zahlen unterfüttert werden. Zum Beispiel: „Mit dem Strom könnten wir sechs Steinfurts versorgen“, sagt Möser scherzhaft.
Entwickelt wurde der Energiemonitor vom Netzbetreiber Westenergie. „Ein ähnliches Tool haben wir auf Kreisebene schon länger“, erzählt Norbert Lüssem, Regionalmanager bei Westenergie. Nun wurden die Daten auf Steinfurt heruntergebrochen. „Hochkomplexe Zahlen werden hier auf den Punkt gebracht“, freut sich Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer.
Der Energiemonitor gibt damit einen guten Einblick in die Energieerzeugung vor Ort. Der Großteil der Energie, über 85 Prozent in den vergangenen 30 Tagen, wurde durch Windparks und privaten Windkraftanlagen produziert. Etwa vier Prozent fallen auf Photovoltaikanlagen und über neun Prozent auf Biogasanlagen.
Die letztgenannten hören sich zwar nicht nach viel an, „aber wir brauchen diese Grundlast, die ist enorm wichtig“, so Bögel-Hoyer. Denn im Gegensatz zu der variierenden Energie durch Wind und Sonne liefern die Biogasanlagen sehr konstant Strom. Alleine die Biogasanlagen könnten knapp 60 Prozent des Steinfurter Strombedarfs decken. Es gebe es nur sehr wenige Tage im Jahr, an denen Steinfurt sich nicht selbst versorgen kann, sondern Strom zukaufen muss – und selbst dann nur eine geringe Menge, so Möser
Die Zahlen des Energiemonitors sind nahe an den realen Verbrauchs- und Produktionszahlen, sagt Lüssem. Allerdings sind sie nicht identisch. Da noch nicht alle Haushalte mit digitalen Stromzählern ausgestattet wurden, basiert ein gewisser Teil der Daten auf Prognosen.
Gleichzeitig dürften sowohl der Verbrauch als auch die Stromerzeugung insgesamt in Steinfurt etwas höher sein. Denn alles, was innerhalb der Haushalte bleibt – zum Beispiel, wenn jemand über einen Speicher mit Strom aus der PV-Anlage das eigene E-Auto auflädt – kommt weder beim Verbrauch noch bei der Produktion im öffentlichen Stromnetz an. Und damit auch nicht in den Zahlen von Westnetz und im Energiemonitor.
Zudem wirft das Tool nur den Blick auf den Stromsektor. Doch zur Wahrheit gehöre laut Moeser, dass die hohe Stromproduktion nur ein Drittel der Gesamtenergie, die in Steinfurt benötigt wird, abdeckt. Wärme und Mobilität benötigten einen deutlich höheren Energieverbrauch, daran müsse man arbeiten. „Das sind dicke Bretter, auch wenn wir beim Strom schon gut abschneiden“, so Moeser.
Auch Lüssem betont, dass man sich auf den guten Stromproduktions-Zahlen nicht ausruhen dürfte, sondern noch mehr investieren müsse, um den klimaneutralen Umbau der Gesellschaft zu meistern. Da sei man dran, betont Bürgermeisterin Bögel-Hoyer, etwa in Form der kommunalen Wärmeleitplanung, an der aktuell gearbeitet wird.
Der Energiemonitor ist erreichbar unter: westenergie.energiemonitor.de/steinfurt