Betreiberwechsel in der Stadtschänke
Großer Bahnhof zum Pächterinnen-Wechsel: Die beiden Wirtschaftsförderinnen Debbie Kattenbeck (l.) und Viola Keller (r.), Nachbarin Mucki Zanella (2. v. l.), Verpächter Hans Tieben (3. v. l.) und Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer (3. v. r.) gratulierten Ella lnglot (2. v. r.) und ihrem Lebensgefährten Udo von dem Berge (4. v. r.). Katharina Zawadzinska gibt nach zehn Jahren den Betrieb in andere Hände. Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Frage hat sich Katharina Zawadzinska schon lange vor Corona gestellt. Nach zehn Jahren hinter dem Zapfhahn der Borghorster Stadtschänke war es für die 43-jährige Gastronomin gut. „Ich muss was anderes machen.“ Und legte die Leitung der traditionsreichen Kneipe an der Nikolaistraße zum 1. Juli in die Hände von Ella Inglot. Den Gästen der Stadtschänke schon lange kein unbekanntes Gesicht mehr, hilft sie dort doch schon seit vier Jahren kräftig mit, damit der Laden läuft.
Immobilien-Eigentümer Hans Tieben freut sich natürlich über diesen reibungslosen Pächterwechsel. Wer übernimmt heutzutage noch freiwillig einen Gastronomiebetrieb? „Auch in Borghorst werden es immer weniger Gaststätten.“ Jüngstes Beispiel ist das Haus Tümler. Das war schon einmal ganz anders. In Hans Tiebens Kindertagen war sein Vater Vorsitzender des Wirtevereins. Vor den Jahreshauptversammlungen musste Klein-Hans immer die Einladungen rund bringen. Erst nach 52 Briefkästen hatte der Tieben-Nachwuchs Feierabend. Und heute? „In der Innenstadt gibt es vielleicht noch zwei Hände voll.“
An der Nikolaistraße von einem gastronomischen Bermuda-Dreieck zu sprechen, ist vielleicht ein bisschen weit hergeholt. Aber einen kleinen Hotspot gibt es zusammen mit dem Eiscafé San Remo und der Familie Zanella an der Ecke schon. Im nächsten Jahr feien Mike und Mucki Zanella das 40-jährige Bestehen, Vater beziehungsweise Schwiegervater Franco hat den Betrieb 1982 gegründet. Die weitere Zukunft ist dort gesichert, erst gerade haben die Pächter ihren Vertrag mit Hans Tieben langfristig verlängert.
Ella Inglot will an dem Konzept der Stadtschänke nicht viel ändern: „Never change a winning team.“ So sollen sich an der renovierten Adresse der Freund des Feierabendbieres sowie Stammtischbrüder und -schwestern wohl fühlen. An den Wochenenden wird draußen gegrillt. Ach ja, und der Name der Lokalität ändert sich natürlich auch geringfügig. Aus Katharinas wird Ellas Stadtschänke.
Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer brachte zur Neueröffnung nicht nur einen Blumenstrauß vorbei, sondern betonte auch, wie wichtig der Fortbestand so einer Institution für das städtische Miteinander ist. „Ohne die Stadtschänke würde hier was fehlen.“
Zurück zu Katharina Zawadzinska. Sie bleibt Borghorst erhalten, ist bereits als Pflegerin in ein Heim für Demenzkranke gewechselt. Eine Tätigkeit, die ihr sehr gut gefällt. „Natürlich schaue ich immer mal wieder in der Stadtschänke vorbei, um zu sehen, wie es so läuft.“ Sie ist sich sicher: „Garantiert gut.“