Re-Start für „Dritte Orte“
Initiative will Projekt weiterentwickeln
Günther Gromotka (l.), Dr. Barbara Herrmann und Wolfgang Alfers wollen das Dritte-Orte-Projekt weiterentwickeln und dazu in absehbarer Zeit Gespräche mit potenziellen Mitstreitern führen. Nach viel versprechendem Auftakt musste das Projekt Anfang 2021 überraschend ad acta gelegt werden. Jetzt soll das mit dem Um- und Anbau der ehemaligen jüdischen Schule in der Kautenstege verbundene „Dritte-Orte-Vorhaben“ in neuer Form weiterentwickelt werden. Mit Dr. Barbara Herrmann, Direktorin des Kulturforums und Vorsitzende des Heimatvereins Burgsteinfurt, dem Antisemitismusbeauftragten Wolfgang Alfers und dem Integrationsbeauftragten Günther Gromotka, zugleich Vorsitzender des städtischen Ausschusses für Stadtentwicklung, hat sich ein Trio gebildet, das sich für die Umsetzung dieser Idee stark macht und dafür eine breite politische und gesellschaftliche Basis schaffen will.
Die NRW-Landesregierung hatte dem eigens für diesen Zweck gegründeten „Verein zur Förderung der Steinfurter Stadtentwicklung“ Mittel, die über die erste Förderphase hinaus gehen, versagt. „Damit waren die Planungen aber nicht gestorben“, setzen sich Herrmann, Alfers und Gromotka dafür ein, der Sache wieder frisches Leben einzuhauchen und einen neuen Anlauf zu unternehmen. Unterstützung erfahren sie von Michael Schell und Hans Schröder. Sowohl der Erste als auch der Technische Beigeordnete sicherten im Verlauf eines Treffens zu, der Initiative mit Rat und Tat beizustehen. Ausdrücklich, so der Wille aller Beteiligten, soll es sich aber nicht um ein Rathaus-, sondern um ein Bürgerprojekt handeln.
In einem ersten Schritt könnte das Umfeld der jüdischen Schule und der Gedenkstätte der ehemaligen jüdischen Synagoge neu geordnet werden. Die Parkplätze an der Kautenstege würden entfallen. Der Lesegarten der Hohen Schule könnte in ein Nutzungs- und Veranstaltungskonzept integriert werden, um dort einen Begegnungsort für alle Steinfurter Bürger zu schaffen. Konkret geht es nicht länger darum, nur die alte jüdische Schule zu einem Ort der Begegnung auszubauen. Vielmehr soll das gesamte Umfeld in die Planungen einbezogen werden. Dazu zählen unter anderem die Hohe Schule mit Lesegarten, die Gedenkstätte auf dem Platz der ehemaligen jüdischen Synagoge, der Parkplatz an der Kautenstege sowie das ehemalige Behördenhaus mit Stadtmuseum. Auch die evangelische Kleine Kirche und das angrenzende Gemeindezentrum sollen berücksichtigt werden. Schröder macht sich in diesem Zusammenhang dafür stark, dieses Projekt als Baustein in die laufende Stadtstrukturplanung einzufügen. Ihr Ziel ist es, Verflechtungen und Beziehungen zwischen den Quartieren zu schaffen: „Auch wenn man das große Geld nicht hat, sollten wir verschiedene Ebenen bespielen. Dazu ist es erforderlich, in größeren Zusammenhängen zu denken. Wir müssen das konsequent weiterentwickeln.“ Pläne, die bereits für den Dritte-Orte-Förderantrag und das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet worden sind, könnten dafür eine Grundlage bilden. Die Detailplanungen könne er liefern, bot Schröder an.
Langfristig soll ein Beziehungsgeflecht bis zum Evangelischen Gemeindezentrum entstehen. Günther Gromotka und Wolfgang Alfers machten noch einmal deutlich, wie wichtig ihnen der Raum und wie wertvoll ihnen das Konzept ist, an diesem, mit unheimlich viel Geschichte und Erinnerungskultur verbundenem Ort neues städtisches Leben zu entwickeln. Gromotka beschrieb das Bild in der Kautenstege als „unansehnlich“, der Zustand habe „Hinterhofcharakter“. Er schlug vor, in einem ersten Schritt die Stellflächen aufzugeben und den Platz neu zu ordnen. Ein Anfang wäre damit gemacht. Wie von Schröder vorgeschlagen, könnten Zug um Zug weitere Schritte gemacht werden, das Umfeld neu zu gestalten und für die verschiedensten Veranstaltungen und Aktionen zu öffnen. Theater, Konzerte, Kleinkunst, Ausstellungen, Gottesdienste, Feste – alles sei vorstellbar, diesen zentralen Ort in der Innenstadt mit einer hohen Aufenthaltsqualität auszustatten und attraktiv für alle Bürger zu machen. Barbara Herrmann konnte sich sogar vorstellen, dass der Heimatverein die jüdische Schule als neues Domizil übernimmt und ausbaut: „Ja, das ist durchaus vorstellbar.“
Aber soweit ist es noch nicht. 50 000 Euro sind im Haushalt eingestellt, um das Projekt weiter zu verfolgen. Ein Grundstock für den Re-Start. Herrmann, Alfers und Günther Gromotka wollen sich möglichst bald auf die Suche nach weiteren Mitstreitern machen. Herrmann: „Das ist eine große Chance, aber auch eine große Herausforderung.“ Das Vorhaben sei nur dann zu realisieren, wenn alle bereit seien, gemeinsam für eine Sache zu denken und einzustehen. Einladungen zu ersten Gesprächsrunden sollen in absehbarer Zeit folgen. Die Politik soll in einer der nächsten Bauausschusssitzungen informiert werden.